Friedrich Küpper: Um 1150 umfaßt die Heidhauser Bauernschaft „Strathusen“ sieben abteiliche Kotten

Ludger to Strathusen war 1624 Kirchenmeister der Klemenskirche

veröffentlicht am 21. April 1972 in den Werdener Nachrichten

Vorfahren des kürzlich verstorbenen Abtes des Siegburger Benediktinerklosters, Dr. Ildefons Schulte Strathaus, waren vermutlich in der Bauernschaft Strathusen in Heidhausen ansässig. In einer Festschrift, die 1960 zum silbernen Abtsjubiläum herausgegeben wurde, gab P. Wunibald Weber OSB eine heimatgeschichtlich interessante Darstellung aus der Chronik der Abteien Siegburg und Werden in der auch die gleichnamigen Bauernschaften bei Henrichenburg erwähnt werden.

Auf den alten Karten des Stiftes Werden ist die alte Kölner Straße eingetragen. Sie führte den Klemensborn hoch, am Gutshof Barkhoven entlang ins Bergische Land. Verfolgt man ihren weiteren Verlauf, so stößt man auf eingezeichnete Häuser mit der Hofbezeichnung „Strahausen“, die auch im Güterverzeichnis der dem Werdener Kloster angehörenden Höfe Strathausen aufgeführt ist. Dieses Klostergut-Verzeichnis nennt auch Höfe im Bereich der Abtei Siegburg, die von Werden abhängig waren. So hatte z.B. der „Weilerhof“ bei Siegburg jährlich drei Herbergen für den Abt zu stellen oder für die Klosterleute, die zum Rhein fuhren, ihm ihn vom abteilichen Weinberg abzuholen. Auch im östlich gelegenen Wildenburger Land befanden sich Höfe in Werdenschem Besitz.

Hofesgericht Barkhoven zuständig

Andere Bezeichnungen zwischen den Benediktinerklöstern Werden und Siegburg ergaben sich, als der Siegburger Abt 1218 im päpstlichen Auftrag im Zusammenwirken mit dem Abt von Deutz monatische Reformen in Werden durchzuführen hatte. 1619 visitierte der Werdener Abt die Siegburger Abtei. Kurz vor der Säkularisation beider Klöster (1798) schlichtete der Siegburger Abt hier „einen bösen Konflikt“ zwischen Abt und Konvent über liturgische Kleidungs- Wohnungs- und Speisen-Streitigkeiten.

Über „Strathusen“ erfahren wir in alten Schriften der Werdener Abtei: „Unser Bruder Eskerich schenkte bei seiner Konversion (= Klostereintritt) ein Territorium in Strudhusen mit allem Zubehör“. Ist das hier genannte Strudhusen das hier gelegene Strathusen oder ist damit ein gleichnamiger Hof bei Henrichenburg gemeint? Die Nähe des abteilichen Oberhofes und die immer wiederkehrende Bezeichnung in den Ablieferungen auf dem Barkhove gibt der Annahme recht, es handele sich um Strathusen in Heidhausen, nahe der Kölner Straße.

Um 1150 umfaßt Strathusen, wie es bezeichnet ist, 7 abteiliche Kotten, die alle zum Hofesgericht Barkhoven zugeordnet sind. Ihre gesamten jährlichen Ablieferungen an das Kloster betrugen 35 Denare, 7 Hühner, 12 Karren Holz und Dienstleistungen oder Ersatzabgaben für nicht getane Dienste.

Kotten waren damals kleinere Güter, die beim Tode des Behandigten kein Vieh abzugeben hatten, die aber auch nicht verkauft werden durften. Weil die Abgaben verhältnismäßig gering waren, ließen sich im 16. Jahrhundert Adelige, Geistliche und Bürger mit Gütern behandigen, die sie dann unter für sie einträglichen Bedingungen weiter verpachteten. So war es im 16. Jahrhundert mit Kremers Kotten in Strathausen geschehen. mit ihm wurde Barthold Bruin, wahrscheinlich der junge Barthel Bruyn gelegt. Sein Verwandter Mattias Bruyn war Mönch in Werden, wurde 1568 Pfarrer an St. Lucius und starb 1598.

Kirchlich der Clemenspfarre zugeordnet

Seit dem 15. Jahrhundert benannte man Höfe und Kotten nach den Aufsitzern. Aus 1397 kennen wir vier Pächter in Strathusen, die ihren Kotten die Namen gaben: Philipp, Stoter, Arreus Adolphus (genannt Gulden Alves) und Arnold Kortstucke. Neben ihnen bestand noch das Beitels Gut. Diese Strathaus-Kotten bildeten wohl auch die „buerschoppe Straethuesen“. Die Verzeichnisse der Einnahmen an Strafgeldern im Gericht Werden nennen 1417/18 einen Flypes van Strathusen, der mit 2 Schilling Strafe belegt wurde.

Da Strathusen kirchlich der Clemenspfarre am Bornerweg zugeordnet war, lieferte Hannes to Strathuse am Martini 1515 – 18 jeweils 2 Malter Hafer an den Pfarrer für das Pferd, das der Pfarrer bei Versehgängen benutzte. Gobbels Gut hatte an die Abtei 1 Denar und 1 Pfund Wachs zu liefern. Jochen Beitel besaß zwei Kotten, Beitels Kotten und Cortstucks Kotten Kotten, die ineinander gebaut waren.

„Up dat Fest St. Ludgeri in dem Augusto“ hatten einige der genannten Kotten „je 5 handvoll Flachs“ abzuliefern, aber Bremers kaite und Byckermanns kaite „je 10 handfoll“. Das Pacht- und Rentenbuch des Abtes Heinrich Duden hat die Abgaben genau festgehalten.

Ein Ludger to Strathusen war 1624 wohl ein führender Mann in Strathausen. Er wurde 1599 Kirchmeister in der Klemenskirche und war als solcher zugegen bei der Rechnungsablage für diese Kirche, die im Beisein des Abtes, dem Pastor primarius der Werdener Pfarren, erfolgte.

Der Name Strathausen kehrt in der Folgezeit noch mehrmal wieder, scheint aber zur Zeit der Säkularisation untergegangen zu sein.

Erwähnt sei aber noch, daß 1656 Trine zu Strathausen mit Beitels- und Korstucks-Husen behandigt wird. Die Besitzer des Beitels Gutes um 1785 erstellen damals ein neues Hofgebäude. Der Spruchbalken über der Hofestür hat ihre Namen festgehalten. Hinricus von der Oberlanter und Anne Christine Beitels“. Die Beitels (Beitelsmann) sind heute noch „am Strötgen“ in Heidhausen ansässig und bewirtschaften das Land.

Heute „Am Strötgen“

Fünf Strathausener Kotten sind noch erhalten, obwohl die Bauernschaft seit etwa 200 Jahren nicht mehr namentlich genannt ist. Ihr Ortsbezeichnung lautet heute „Am Strötgen“. Ein Johannes Heinrich Streitgen to Strathusen „gildt alle Jair to pacht VI scepel Haveren“.

Aus der Bauernschaft Strathausen existiert um 1387 ein Arndt von Strathausen an der Kirche zu Neviges. Antonius und Klemens Strathusen, die ebenfalls dieser kleinen Bauernschaft entstammen, wurden Benediktinermönche und später Äbte im mitteldeutschen Raum. (16. Jhdt.)

Gleiche Namen

Merkwürdig ist, daß sich bei Henrichenburg zwei Bauernschaften mit dem gleichen Namen befinden. Beide sind Werdener Güter, aus beiden gingen Weltpriester und Benediktineräbte hervor, in beiden gibt es wie in Heidhausen keinen Träger des Namens mehr. Aber das Gut war ehemals Eigenbesitz Werdens und einem ritterlichen Dienstmann zur Nutzung überlassen. Später ging der Hof in den Besitz der Essener Äbtissin über.